Aktuelle Trends
Bei der Präsentation des aktuellen Amorelie Adventskalenders haben wir Lea-Sophie Cramer getroffen und mit ihr über Amorelie an sich, aber viel mehr über Female Leadership, Muttersein und die Normalität gesprochen, wie man trotz der 24 Stunden Kind und Karriere unter einen Hut bekommen kann. Inspirierende Ansichten und verführerische Details zum Kalender findet Ihr in unserem Blogbeitrag. Außerdem gibt’s eines der heiß begehrten Stücke zu gewinnen!
Wie kam es zu Amorelie?
Lea-Sophie Cramer: Das war relativ simpel. Mitte 2012 war 50 Shades of Grey in aller Munde und war ein riesengroßer Bestseller. Ich hatte ein Meeting in München und bin mit der Bahn zurückgefahren. Die war komplett voll und ich musste durch die komplette Bahn, um mir einen Sitzplatz zu suchen. Da habe ich mehrere Frauen gesehen, die eben dieses Buch gelesen haben. Sogar ein paar Männer. Und die haben das einfach öffentlich in der Bahn getan. Ich hingegen habe es in meinem stillen Kämmerlein gelesen. Das fand ich mega spannend. Alle lesen sich hier gerade Sexszenen durch, jeder weiß es und es ist plötzlich vollkommen okay. Ich bin dann zu den Leuten hingegangen und habe einfach nachgefragt, wie das kommt. Die Leute sagten, 50 Shades of Grey habe das Thema massentauglich gemacht. Und dadurch ist es in der Gesellschaft akzeptiert. Anscheinend ist es die Verpackung, die das Ganze verändert hat. Denn Erotikliteratur gab es ja auch vorher schon.
Lea Sophie Cramer – die Gründerin von Amorelie
Als ich in Berlin zurück war, habe ich meinen damaligen Mitbegründer getroffen und ihm davon berichtet. Er wiederum erzählte mir von einem Design Start-up aus den USA, die stylishe Vibratoren als Bestseller verkauften. Gleichzeitig liefen aber so Sachen wie Beate Uhse eher schlecht. Als ich dann im Freundeskreis fragte, erhielt ich das Feedback, dass die meisten gar keine Toys haben, obwohl das Interesse besteht. Ich selbst hatte auch nur diese komischen Stellungswürfel aus einem Shop in Mannheim. Ich weiß noch, als ich damals in dem Laden war, war außer mir noch ein ü60 jähriger, männlicher Kunde dort und ich fand es super unangenehm, weil er mich einfach die ganze Zeit beobachtete, was ich mir ansah. Daraus ist dann die Idee entstanden, wenn unser ganzer Umkreis einfach keine aktive und attraktive Sexualität mehr lebt, dann müssen es doch Leute wie wir machen. Die, die auch etwas konservativer sind. Denn wenn Michaela Schäfer einen Shop aufmacht, dann ist das nicht unbedingt das, womit wir uns identifizieren. Im Januar 2013 haben wir dann Amorelie gegründet.
2015 hast du dein erstes Kind bekommen und nun ist das zweite unterwegs: Wie schaffst du es, Familie und Job unter einen Hut zu packen?
Lea-Sophie Cramer: Die Veränderung ist wesentlich krasser, als ich es erwartet habe. Ich muss zugeben, dass ich vorher wirklich arrogant und naiv war. Ich habe gedacht, ich mache das mit links. Alle Leute sagten zwar, es sei mega stressig, aber ich dachte, es sei überhaupt kein Ding. Und nun muss ich sagen, es ist wirklich nicht leicht. Es ist eine totale Frage der Organisation. Und ganz klare Priorisierung. Man muss sich einfach selbst im Klaren darüber sein, was einen glücklich macht. Und dich dafür entscheiden und das dann verteidigen. Denn jeder wird dir sagen, wie es richtig ist. Das Wort „Rabenmutter“ gibt es nur im Deutschen und das sagt schon einiges über unsere Gesellschaft. Man bekommt die ganze Zeit gesagt: „Ich finde, du müsstest mehr zu Hause sein. Ich finde du müsstest mehr arbeiten.“ Ich sehe die einzige Chance darin, für sich selbst zu definieren, womit man happy ist. Was will ich? Was will mein Partner? Und womit können wir alle leben? Das ist für mich der Maßstab. Das führt aber auch dazu, dass ich mir teilweise mitten am Tag freinehme, dass ich mein Kind aber auch für ein zwei Tage mal nicht sehe, dass ich auch mal eine Woche in China bin, um dort Produkte einzukaufen. Wir haben ein Au-pair, das bei uns lebt. Das ist wirklich eine Hilfe. Mein Partner ist beruflich sehr viel unterwegs und dadurch jonglieren wir alles immer. Das Au-pair macht es möglich. Zudem sind auch meine Eltern in Berlin. Am Anfang waren wir die ersten neun Monate zu dritt im Büro, das Au-pair, Max und ich. Mit unserer Tochter werden wir das nach acht Wochen genauso machen. Ich habe einen Meeting Raum, der ist zur einen Hälfte normaler Meeting Raum, die andere Hälfte ist ein komplett eingerichtetes Kinderzimmer und mit einem Paravan abgeteilt. So hast du Privatsphäre, wenn du stillst, nicht jeder Mitarbeiter sieht alles. Aber die Meetings können weiterlaufen und du bist im selben Raum. Oder ich muss aus dem Call raus und der wird dann aufgenommen und ich kommentiere das dann im Nachhinein. Das ist wirklich sehr flexibel.
Ich habe wirklich das Gefühl: Heutzutage muss das möglich sein. Wir haben auch mit allen bei uns in der Firma gesprochen: Alle können früher aus der Elternzeit zurückkommen und wir zahlen gerne die Nanny-Kosten, wir stellen ihnen ein Kinderzimmer. Ich glaube, das Einzige, was wirklich richtig schwierig ist, ist, wenn du selbst keine Hilfe hast. Keine Nanny, kein Au-pair, sondern wirklich versuchst, Kind und Arbeit gleichzeitig zu machen. Das funktioniert einfach nicht. Klar gibt es Zeiten, wo die Kinder viel schlafen, dann geht es vielleicht. Aber die sind so kurz und du musst tausend Dinge erledigen. Das funktioniert auf Dauer nicht. Ich glaube darauf muss man sich einfach einstellen und das auch annehmen, auf externe Hilfe zuzugreifen. Meiner Meinung nach muss das auch einfach das Modell für die Zukunft sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die zukünftige Frauengeneration, die wirklich viel erreichen will in ihrem Leben, akzeptieren kann, dass die einzige Lösung zwölf Monate Elternzeit zuhause sind. Darf es sein. Gerne. Aber für manche ist das nicht die Lösung. Gleiches gilt für Väter.
Leider ist es bei mir in der Partnerschaft auch so, dass mein Partner viel reist. Das ist einfach so. Aber ansonsten machen wir 50:50. Haushalt, Kinder, Windeln – einfach alles. Und, wenn ich zu viel gemacht habe und einfach ausgepowert bin, dann sag ich: Du, am Wochenende fliege ich zu meiner Freundin nach London. Viel Spaß Ihr beiden beim Männerwochenende. Man muss einfach selbst sein Modell finden und das dann auch krass verteidigen. Dann funktioniert es auch gut!
Von Sigmar Gabriel wurdest du als Vorbildunternehmerin betitelt, war das für dich ein wichtiger Punkt in deiner Karriere?
Lea-Sophie Cramer: Es war mir wichtig, weil es mir zeigt, dass die Industrie, die ich mache, anerkannt ist. Normalerweise hätte ich gedacht, dass sie Leute wie mich, will ich jetzt schon fast sagen, nicht nehmen. Genau deshalb fand ich es wichtig.
Generell finde ich überhaupt wichtig, dass sie es machen. Vorbildunternehmerinnen auszeichnen und fördern. Wie viel dann letztendlich aus solchen Initiativen kommt, ist dann noch mal ein anderes Blatt. Da lässt es noch ein wenig zu wünschen übrig.
Hast du das Gefühl, Sextoys können das Liebesleben generell verändern oder ist es einfach nur schön sie zu haben?
Lea-Sophie Cramer: Das verrückte ist ja, dass jeder denkt, Sextoys wären nur für Frauen. Wir haben 85%, die für ihre Beziehungen bei uns bestellen. Das ist ein totales Paarthema. Es sind natürlich auch Singlefrauen. Singlemänner haben wir kaum.
Ich glaube, der Grund dafür ist, dass die Leute nach, ich sag jetzt mal, drei Jahren Beziehung merken, dass es auch einen Alltag im Bett gibt. Dieses Verliebt-sein-gefühl hast du dann körperlich nicht mehr. Wir haben damals damit angefangen, weil mein Freund und ich für Beziehungen brennen. Wir machen auch Coachings. Wir sind seit 9 ½ Jahren zusammen, dann kriegt man Kinder. Dann hat man so viele emotionale Themen, so viel Ballast, dass du damit auch was tun willst. Die meisten sind einfach früher zufrieden und sagen, es ist okay, aber 75% der Menschen sagen, es könnte besser sein. Du lässt dir in jedem Bereich helfen, hast einen Personal Coach, aber im Liebesbereich holst du dir keine Hilfe, weder von jemandem der es dir erklärt, noch von Toys.
Ich glaube da sehr fest dran! Zum einen das Kaufen und das darüber Reden, wie und wo man am liebsten stimuliert wird. Und zum anderen kommt es beim ersten Mal zu so vielen unangenehmen Situationen. Du weißt nicht, wie es angeht, wie du es benutzen sollst. Man muss lachen und es schweißt einen noch mehr zusammen. Und das ist eigentlich was Schönes. Es sind einfach neue Gefühle. Der Penis wird nie vibrieren, egal was du machst. Mit einem Penisring tut er es.
Bei vielen ist es einfach so, dass sie sagen, es ist ok, aber nicht, dass es supergrandios ist. Man beschäftigt sich ganz aktiv damit, welche Bildung man für seine Kinder will, wie man Sport machen soll und wie oft. Aber für den Bereich, der laut unserer Studie Punkt drei der Themen ist, die uns wichtig sind, mit denen beschäftigen sich die Leute eher passiv. Es läuft so nebenher. Ich glaube, das ist es, was wir in den Köpfen ein wenig verändern konnten. Die Leute verstehen nun, dass Sextoys nicht nur für Frauen sind, sondern für jeden.
Hast du denn das Gefühl, dass das Thema durch eure Amorelie Kampagnen offener geworden ist?
Lea-Sophie Cramer: Ich glaube, der Prozess ist unfassbar langsam. Man denkt immer, dadurch, dass die Medienlandschaft stark über das Thema Sexualität berichtet und es gut geklickt wird, auch im Schlafzimmer mehr Aufmerksamkeit bekommt. Und das ist halt nicht der Fall. Es dauert unfassbar lang, bis du eine Veränderung merkst. Aber tatsächlich ist es so, dass nur noch 10% der Deutschen sagen, es hat in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Alle anderen sagen, man sollte drüber sprechen. Man merkt also, dass es sich verändert, auch wenn es nur langsam vorangeht. Bei uns im Amorelie-Team merkt man auch, dass es viel Überwindung kostet, zu sagen ‘das findet man toll’. Aber, das wollen wir auch gar nicht. Wir wollen nicht, dass die Leute alle über ihre Toys reden, die sie zu Hause haben. Das ist uns völlig egal. Was wir in der Tat wollen, ist, dass es in der Gesellschaft akzeptiert wird und dass man sich traut es mit sich selbst auszumachen und mit seinem Partner darüber zu sprechen.
Deutschland liegt aber immer noch hinter anderen Ländern in Europa, was Offenheit mit diesem Thema angeht. 55% sagen, dass sie ganz offen drüber reden, somit haben wir da noch viel zu tun.
Wie siehst du euer Geschäftsmodell in Zukunft?
Lea-Sophie Cramer: Was wir auf jeden Fall machen wollen, ist weiter in Europa zu wachsen. Das wird superwichtig für die nächsten Jahre.
Stores können wir uns gut vorstellen. Wenn, dann werden es aber nur Showrooms, bei denen du trotzdem noch online bestellst. Wir glauben nicht, dass man die Toys direkt an dem Tag mitnehmen muss, sondern dass die Leute lernen wollen und sie dann innerhalb eines Tages nach Hause geliefert werden.
Was wir uns außerdem vorstellen können, ist, dass wir in Zukunft nicht nur den körperlichen Bereich in einer Beziehung abdecken. Wir kommen ja ursprünglich von diesem Beziehungsthema. Wir wollen also auch den Leuten helfen, wie sie Quality Time zu zweit verbringen und wie sie emotional wieder mehr zueinanderfinden. Das ist etwas, was wir uns total wünschen. Es geht dann in Richtung Coaching, in Richtung Activity. Das ist, glaube ich, etwas, was hilft, wenn du irgendwo eine Adresse hast. Das du sagst „Ich will etwas für meine Beziehung tun und dafür gehe ich zu Amorelie“.
Natürlich haben wir exklusiv für Euch einen Adventskalender zum Verlosen.
- Hinterlasst mir hier einfach einen Kommentar unter dem Beitrag, mit dem passenden Smiley zu eurem Liebesleben 😛
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Das Gewinnspiel läuft bis zum 11.11.2017. Am 13.11. verkünden wir den Gewinner!
Die geltenden Teilnahmebedingungen und Datenschutzbestimmungen findet Ihr in unseren AGB.
Gewinnerin: Das Los hat entschieden und Christina Lerche darf sich über den tollen Amorelie Adventskalender freuen.
Vielen Dank für’s Mitmachen und die spannenden Kommentare! Das nächste fabelhafte Gewinnspiel wird sicherlich nicht lange auf sich warten lassen.